Gabriele Groschopp
1932 bis 1945
Der leidenschaftliche Regattasegler, Schiffsmaschinenbau- und Elektroingenieur Fritz Hoffmann gründet in Berlin die BOOTSZENTRALE GRÜNAU als Marina und entwickelt diese in kurzer Zeit zu einem weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Fachbetrieb. Es werden Yachten gebaut, ausgerüstet und gepflegt. Eigene Konstruktionen werden umgesetzt und weiterentwickelt. Im Service "Rund ums Schiff" können sehr schnell 20 Mitarbeiter beschäftigt werden. Es werden bereits kleinere Reparaturen auch schon an größeren Schiffen vorgenommen. Die Ausrüstung der O-Jollen für die Olympiamannschaft zieht solvente Kunden aus der Berliner Unternehmerschaft nach. Der Krieg gewinnt deshalb erst spät nennenswerten wirtschaftlichen Einfluß auf das Unternehmen, das sich zu dessen Ende mit der Einlagerung und Instandhaltung von Sportbooten über Wasser hält.
1945 bis 1953
Mit Kriegsende erweitert sich die Geschäftstätigkeit auf die Bergung und Instandsetzung von Yachten, Fahrgast- und Frachtschiffen, die in Berliner Gewässern gesunken sind. Für diesen Geschäftszweck sind die Geschäftsräume in Grünau zu klein. Als sich die sowjetischen Besatzungstruppen auch noch für das gepflegte Betriebsgelände interessieren, zieht Fritz Hoffmann nach Berlin-Friedrichshagen um und nennt sein neues Unternehmen HOFFMANN-WERFT. Die Instandsetzung der gehobenen Schiffe erfolgt unter abenteuerlichen Bedingungen. Häufig entsteht ein neues Schiff aus zwei alten Rümpfen, dem Heck des einen und dem Bug des anderen. Ersatzteile für Motoren und technische Ausstattung stehen kaum zur Verfügung. Defekte Bauteile müssen bedarfsgerecht neu angefertigt werden. Die Beschäftigtenzahl wächst kontinuierlich auf 60 Mitarbeiter. Ein Betrieb dieser Größe in Privathand ist den DDR-Behörden angesichts des Geschäftszweckes suspekt. Mit Gründung der Volkseigenen Betriebe wird das Unternehmen verstaatlicht. Fritz Hoffmann wird nur unzureichend ausgezahlt. Einen Teil der veralteten Maschinen darf er deshalb behalten und bekommt ein Gelände in Köpenick in der Wendenschloßstraße zugewiesen.Die dortigen Gebäude sind bis auf die Grundmauern ausgebrannt und müssen neu aufgebaut werden. Der private Unternehmer Fritz Hoffmann fängt nach 21 Jahren Selbständigkeit wieder von vorne an.
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1953 bis 1964
Das neue Betriebsgelände ist für einen Werftbetrieb, der Berufsschiffe bauen könnte, nicht geeignet. An Berufsschiffen werden nur noch kleinere Havarien behoben und Um- und Ausbauten vorgenommen. Nach dem Wiederaufbau der Gebäude können nur noch 30 Mitarbeiter beschäftigt werden. Unter Beibehaltung des Yachtbaus rückt wieder die Herstellung von Schiffsbeschlägen in den Vordergrund des Geschäfts. Darüber hinaus werden nun geschmiedete Schiffsanker entwickelt, konstruiert, hergestellt und vertrieben. Die Anker und Fittings müssen gegen Korrosion geschützt werden. Damals wie heute ist der langfristig wirksamste und gleichzeitig wirtschaftlichste Korrosionsschutz für Stahl und Eisen die Feuerverzinkung*). Die einzige Feuerverzinkerei weit und breit befindet sich im Westen Berlins. Mit Zunahme der politischen Spannungen wird die Passage der Sektorengrenze immer schwieriger. Bereits Ende der 50er Jahre baut Fritz Hoffmann deshalb eine eigene Feuerverzinkerei, die zunächst mit Kohle beheizt wird. Die Verzinkungskapazität wird größer gewählt, als die Eigenproduktion dies erfordert. In beschränktem Maß können damit auch Lohnverzinkungsaufträge angenommen werden.
1964 bis 1972
Die Tochter von Fritz Hoffmann, Gerda Hoffmann, tritt in das Unternehmen ein, das gleichzeitig die Rechtsform einer OHG erhält. Die HOFFMANN-WERFT rüstet die Drachenklasse zur Teilnahme an der Olympiade in Mexiko mit Schiffsbeschlägen aus. Nachdem der Zugang zu den Westsektoren Berlins und damit zu der dortigen Feuerverzinkerei endgültig versperrt ist, rückt die Lohnverzinkung aufgrund der allgemein knappen Verzinkungskapazitäten in der DDR immer mehr in den Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit. Der kleine Werftbetrieb entwickelt sich binnen weniger Jahre zu einer ansehnlichen Feuerverzinkerei. 1968 passiert der GAU: Kesseldurchbruch! Die nötigen Kredite werden nur im Rahmen einer Zwangsbeteiligung gewährt. Die OHG wird in die HOFFMANN-WERFT KG umgegründet. Kommanditist wird die Industrie- und Handelsbank der DDR, die nun das Unternehmen kontrolliert. 1972 übernimmt die Tochter von Fritz Hoffmann, die inzwischen verheirate Gerda Frömel, mit dem vorweggenommenen Erbe das Komplementärkapital des Unternehmens: noch ganze 17,3 Prozent des Gesellschaftskapitals!
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1972 bis 1990
Und selbst hierauf kann die DDR nicht verzichten: Gerade ist unter erheblichen finanziellen Anstrengungen die Kohlebeheizung des Verzinkungsbades auf Induktionsbeheizung umgestellt und die Nennkapazität der Anlage auf eine Tagesverzinkungsleistung von 24.000 kg erweitert worden. Die komplette Vorplanung für den Neubau einer Feuerverzinkerei mit 7m-Bädern ist abgeschlossen und von den staatlichen Stellen genehmigt. Jetzt folgt die Überleitung des Unternehmens in sozialistisches Eigentum. Die Komplementärin wird mit einem lächerlichen Geldbetrag abgefunden. Gerda Frömel, die sich zunächst noch als Betriebsdirektorin zur Verfügung stellt, scheidet mangels Möglichkeiten unternehmerischer Gestaltung nach kurzer Zeit aus dem Unternehmen aus. Über verschiedene Umwege wird die HOFFMANN-WERFT KG in den Betriebsteil V des VEB Yachtwerft Berlin umgewandelt, der das bewährte Produktionsprofil des Unternehmens über 18 Jahre sozialistischer Herrschaft unverändert beibehält.
1990 bis heute
Wende! Die Reprivatisierung des produktionstechnisch und umwelttechnisch seit 1972 kaum fortentwickelten Unternehmens kann binnen drei Monaten durchgekämpft werden, obwohl der alten und neuen Eigentümerin das Betreten des Betriebes bis zur absoluten Übernahme verwehrt wird. Die Treuhandanstalt unterstützt das Vorhaben und ist bereit, ihre Anteile an die zurückgekehrte Eigentümerin zu verkaufen. Die Übernahme des Unternehmens als HOFFMANN-WERFT GMBH erfolgt "aus dem Stand" am 16. Juni 1990 bei Schichtwechsel früh um 6.00 Uhr.
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Einmal Feuerverzinker - immer Feuerverzinker!
Unter Einsatz aller zu Gebote stehenden Mittel wird binnen weniger Monate der Anschluß an den Markt erreicht: Aufgrund der voraussehbaren gravierenden Veränderungen der Kundenstruktur muß zwar vorübergehend Kurzarbeit angemeldet werden, bereits Mitte 1991 wird aber erneut der dreischichtige Betrieb aufgenommen. Das Unternehmen hat inzwischen beinahe 700 überwiegend neue Kunden akquiriert. Mit den wachsenden Auftragsvolumina der Schlosserei- und Metallbaubetriebe nach dem Ende des Winters kann die Nachfrage kaum noch zeitgerecht gedeckt werden. Das Unternehmen hat 29 Mitarbeiter, die das gemeinsame Ziel durch vorbildlichen Einsatz unterstützen. Die Kunden schätzen besonders die kurzen Lieferzeiten, die bis heute beibehalten werden können. Alle erwirtschafteten Erträge werden unmittelbar reinvestiert. Damit holt das Unternehmen -allerdings nur unzureichend, versäumte Investitionen der vergangenen 18 Jahre nach. Der Investitionsbedarf erweist sich als Loch ohne Boden. Die Nachrüstung der mittelfristig nötigen Umweltschutzmaßnahmen ist kaum finanzierbar. Gleichzeitig stellt sich auch heraus, daß der vergleichsweise kleine Verzinkungsofen mit den Abmaßen 2.500 mm x 700 mm x 1.700 mm den heutigen Anforderungen eines modernen Unternehmens, das am Markt Bestand haben möchte, auf Dauer nicht mehr genügt. Also werden die Pläne zum Verzinkereineubau von 1972 wieder hervorgeholt. Die Geschäftsleitung besucht mehr als 30 moderne Feuerverzinkereien in Deutschland, Holland, England und der Schweiz und bringt die überarbeitungsbedürftige Planung auf den neuesten Stand der Technik.
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1993 wird die HOFFMANN-WERFT VERZINKEREI GMBH BERNAU vor den Toren Berlins als Tochtergesellschaft gegründet, die 1994 auf einem 20.000 m² großen Betriebsgrundstück eine neue hochmoderne Feuerverzinkerei baut, die den Anforderungen ihrer Kunden soweit irgend möglich gerecht wird und allen Bestimmungen der Umweltgesetzgebung Rechnung trägt. In Erwartung zukünftiger Anforderungen unterschreitet die Anlage die heute noch zulässigen Grenzwerte bereits deutlich und ist damit technisch auch für die Zukunft gut gerüstet. Baubeginn ist der 16. Juni 1994. Die Badabmaße ergeben 7.000 mm x 1.300 mm x 2.700 mm. Die maximale Hakenhöhe beträgt in der beim Verzinkungsprozeß geschlossenen Zinkbadeinhausung 7 m. Dem Verzinkungsbad sind 13 Vorbehandlungsbäder (Entfettung, Beizen, Spülen, Flußmittel) und zwei Trockengruben vorgeschaltet. Ende Oktober werden die Brenner in Betrieb genommen, um mehr als 200 t Zink auf 450 ° C Betriebstemperatur zu erhitzen.Die erste Probetauchung in der zunächst 84 m langen und 14 m breiten Produktionshalle erfolgt unmittelbar nach dem Richtfest am 09. November 1994 bei laufenden Fertigstellungsarbeiten des Bauwerks. Es zahlt sich aus, daß das Köpenicker Unternehmen seinen Kunden unter Einschaltung von befreundeten Wettbewerbern schon frühzeitig auch die Feuerverzinkung großer Bauteile angeboten hat und stets bemüht war, seine Kunden - ob klein oder groß - bei allen Fragen des Korrosionsschutzes mit gleicher Zuwendung, Gründlichkeit und Sorgfalt zu beraten. Umfangreiche Schulungen der inzwischen 85 Mitarbeiter bei Mutter- und Tochtergesellschaft haben für die erforderliche Sach- und Fachkunde gesorgt. Das neue Unternehmen und sein Standort werden deshalb vom ersten Produktionstag an von den Kunden angenommen. Im Juli 1995 kann daher bereits in drei Schichten produziert werden.Die Kundenkartei umfaßt inzwischen nahezu 1.500 Unternehmen aller Größe. Täglich werden Bauteile mit einem durchschnittlichen Gesamtgewicht von etwa 50.000 kg feuerverzinkt. Tendenz steigend.Durch kontinuierliche Anpassung der Produktionstechnik an die Anforderungen der Kunden - noch 1995 wird die Verlängerung der Produktionshalle auf 114 m abgeschlossen, 1996 ist die Ausweitung des Außenlagers sowie die Verstärkung der Fördertechnik durch einen fünften Zweiträger-Brückenkran mit 14 m Spannweite vorgesehen - soll die Verzinkungsqualität bei gleichzeitig noch kürzeren Bearbeitungszeiten ständig verbessert werden. In diesem Zusammenhang sind im Frühjahr weitere acht Produktionsarbeitsplätze zu besetzen.
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Neben den Bemühungen der HOFFMANN-WERFT VERZINKEREI GMBH BERNAU, den Wünschen ihrer Kunden technisch entsprechen zu können, ist aber auch die Beratung durch persönlichen Kontakt bedeutsam. Deshalb wird Ende 1995 der vierte Kundenbetreuer im Außendienst eingestellt, um damit den Service, der den Kunden durch Fachberatung bereits bei der Produktionsplanung angeboten wird, weiter zu verbessern. Das Unternehmen gibt damit seinem Bemühen Ausdruck, den Kunden, die ihm ihr Vertrauen entgegenbringen, stets ein berechenbarer und greifbarer Partner in allen Fragen des Korrosionsschutzes zu sein.
BILDER:
1 und 2 Hoffmann-Werft Verzinkerei GmbH
3 bis 5 Redaktionsbüro Groschopp
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