Gabriele Groschopp

Ökologische Innovationen beim Fensterbau

Was zeichnet ein umweltfreundliches Fenster aus? Sind Materialverbote sinnvoll? Gibt es das optimale Fenster? Ökobilanz für Fenster – neue Erkenntnisse?

Diese Fragen waren Anlaß für eine kürzlich in Berlin stattgefundene Pressekonferenz des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V.

Die Bedeutung der Fenster für umweltgerechtes und wirtschaftliches Bauen nimmt zu, denn sie beeinflussen den Energiehaushalt eines Gebäudes. So zeichnen sich umweltfreundliche Fenster durch optimierte Wärmedämmung, sparsamen Materialeinsatz und die Wiederverwendbarkeit der Materialien aus.

In einigen Bundesländern wie Berlin und Hessen wurden die Verwendung der Rahmenmaterialien für Fenster und Türen aus Aluminium, PVC oder Tropenholz in öffentlichen Bauten beschränkt. Während die Beschränkungen für Aluminium aufgehoben wurden, bleiben sie für PVC bestehen. In anderen Bundesländern gehen die Diskussionen dahin, ob bei öffentlichen Ausschreibungen einzelne Fenstermaterialien ausgeschlossen werden sollten.

Dabei ist es nachweislich für eine ökologische Gesamtbewertung nicht entscheidend, ob Holz, Aluminium oder PVC als Rahmenmaterial eingesetzt wird.

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Ökobilanz

Zu diesem Ergebnis kam eine zweijährige Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). Untersucht und ökologisch bewertet wurden Fensterkonstruktionen verschiedener Rahmenmaterialien. In dem zweijährigen Projekt wurden der gesamte Lebensweg von Fenstern und die möglichen Belastungen für die Umwelt erforscht.

Die Studie der EMPA ermittelte den konkreten Aufwand für Material und Herstellung nach einheitlichen Kriterien. Je ein Fenster der Rahmenmaterialien Aluminium, Stahl, Edelstahl, Buntmetall, Holz, Aluminium-Holz und PVC wurde im Maßstab 1:1 angefertigt. In Szenariorechnungen wurden unterschiedliche Wärmedämmwerte der Rahmenkonstruktionen, verschiedene Reziklierungsanteile und alternative Oberflächenbehandlungen untersucht. Die Einwirkungen auf die Umwelt wurden von der Ressourcenentnahme erfaßt und bis zum Rückbau der Fenster verfolgt. Bewertet wurden auch alle Transporte vom Vorlieferanten bis zum Entsorgungsbetrieb. Ein weiteres Kriterium war die aktuelle und zukünftige Verteilung von Neu- und Altmaterial bei der Herstellung von Metall- und PVC-Profilen.

Im aktuellen Streit über einzelne Rahmenmaterialien weist die Studie damit in eine andere Richtung.

Wärmeverluste von Fenstern, die durch erhöhte Heizung kompensiert werden, wirken neben konstruktiven Rahmenmaterialien am stärksten auf die Umwelt ein. Umweltprobleme durch direkte Energieverluste übertreffen in den Wirkungen also die material- und bauspezifischen Belastungen, wie bereits frühere Studien zu anderen Bauprodukten ergaben. Aus diesem Grund bieten k-wert-optimierte Fenster mit geringem Rahmenanteil eindeutige ökologische Vorteile.

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Untersuchte Konstruktionen, Rahmen k-Werte, Rahmenflächen und Rahmengewichte

Konstruktionen
k Rahmen

(MJ/m²/K)

Fläche Rahmen

(m²)

Gewicht Fenster ohne Glas

(kg)

Alu
1.90
0,64
39.65
Stahl
1.80
0,70
75,10
Edelstahl
2.30
0,75
62,35
Holz-Alu
1.50
0,96/0,51*
31.65
Holz
1.50
0,92/0,49*
26,43
PVC
1.50
0,89/0,49*
43,73

* Nettoflächen bei Einbau auf Leibung

CHARLES COLEMANN 12/69

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Fazit
Im Ergebnis der Studie wird festgestellt, daß sie wichtige Entscheidungs-kriterien für die Kunden der Fensterbaubetriebe liefert und ebenso eine Herausforderung an den einzelnen Betrieb ist, in der Fertigung eine umweltschonende und nachhaltige Produktion aufzubauen. Ein Holzfenster ist nicht umweltfreundlicher als ein Fenster aus Aluminium oder PVC. Entscheidend ist ein Profil mit guter Wärmedämmung.

Die schweizer Wissen-schaftler fanden auch nicht das optimale Fenster, sondern ein Optimum hinsichtlich einzelner Umwelt-einwirkungen.

Materialverbote dürften nun wohl nicht mehr an der Tagesordnung sein, denn gerade auch auf der Großbaustelle Berlin sind Materialeinschränkungen ökologisch und ökonomisch unsinnig. Der Staat sollte hier nicht regulieren, sondern in einer Marktwirtschaft Kunden und Verbraucher über das geeignete Rahmenmaterial entscheiden können.