Gabriele Groschopp

2. Sächsischer Schmiedetag

Der am 23. April 1999 zum zweiten Mal durchgeführte Schmiedetag vereinte im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Chemnitz sächsische Schmiedehandwerker, Metallbauer und Metallgestalter sowie Kunst- und Bauschlosser aus der gesamten Region.

Der 100. Jahrestag der Weihe der Innungsfahne der Dresdner Schmiede war im vergangenen Jahr in Roßwein Anlaß für den 1. Sächsischen Schmiedetag des Fachverbandes Metall Sachsen. Damit erfüllen die sechs Schmiedeinnungen des Landes Sachsen eine schöne Tradition erneut mit Leben, um die Vielfalt des Gewerkes zu dokumentieren und auch die Gemeinschaft zu pflegen.

Der am 23. April 1999 zum zweiten Mal durchgeführte Schmiedetag vereinte im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Chemnitz sächsische Schmiedehandwerker, viele Metallbauer und Metallgestalter sowie Kunst- und Bauschlosser aus der gesamten Region.

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Tagung

Nach den Grußworten des Landesinnungsmeisters, Peter Made, sowie des Dezernenten für Kultur und Soziales der Stadt Chemnitz, Herrn Fittig, wurde zunächst vom Obermeister der Schmiedeinnung Chemnitz, Bernhard Prüfer, ein geschmiedetes Baumgitter an die Stadt Chemnitz übergeben ein Anschauungsobjekt der traditionellen Schmiedetechniken.

Der zweite sächsische Schmiedetag verstand sich gleichzeitig als Fachtagung. Ein Vortrag über Konservieren von Stahl, Verzinken, Pulvern oder Naßlackieren frischte das Wissen auf. Weiter gab es Diskussionen zu aktuellen Aufgaben und Problemen der Mitgliedsunternehmen.

Ein wichtiges Thema waren die immer schlechter werdenden Schmiedekenntnisse der Metallgestalterlehrlinge. Es werden zur Zeit Lehrlinge ausgebildet, die aufgrund des Schulsystems kaum Kenntnisse in der Metall-Grundausbildung haben. Um dem entgegen zu wirken, hat der Bildungspolitische Ausschuß des Fachverbandes eine Überarbeitung und Erweiterung der überbetrieblichen Schmiedeausbildung dringend angeregt. Die überarbeiteten und erweiterten Lehrinhalte wurden vom Ausbilder Frank Blobel vorgestellt. Er erinnerte an Unterrichtstage in der Produktion zu DDR-Zeiten, die dazu beitrugen, daß die Auszubildenden wenigstens Grundkenntnisse besaßen, auf denen man aufbauen konnte. So aber sei das Einstiegsniveau der Lehrlinge heute spürbar niedriger als noch zu Wendezeiten. Dazu komme, daß dem Betrieb immer weniger Zeit verbleibe, um den Auszubilden handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln.

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Eine wesentliche Verbesserung beruhe deshalb generell darauf, daß mit dem überbetrieblichen Schmieden nicht, wie bisher erst zu Beginn des dritten Lehrjahres begonnen wird, sondern bereits im zweiten Lehrjahr mit einer Woche „Grundausbildung Schmieden“. So könnte sich im dritten Lehrjahr besser und mehr mit den einzelnen Arbeitstechniken beschäftigt werden. Mit dem am Ende des dritten Lehrjahres durchzuführenden Lufthammerlehrgangs würde es dann eine komplette Ausbildung von der „Pieke“ an bis zum leistungsbezogenen Schmieden sein.

Bernhard Prüfer legte anschließend nochmals dar, daß das Anliegen des Bildungspolitischen Ausschusses darin liegt, die Lehrlinge wirklich zu befähigen, Metallgestalter werden zu können. Die eine Woche überbetriebliche Ausbildung im zweiten Lehrjahr werde außerdem vom Land Sachsen gestützt.

Aus der Lehrzeit sollte etwas mehr gemacht werden. Die Zwischenprüfung muß ihre Funktion wieder erhalten. Gegenwärtig sei sie ja nur dazu da, an ihr teilzunehmen, bestehen muß man sie aber nicht. Die Zwischenprüfung muß grundsätzlich die Voraussetzung sein, weiter zu lernen.

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Die relativ hohe Durchfallquote in den einzelnen Gewerken führt dazu, daß das niedrige Niveau noch weiter gesenkt wird. Das sei der falsche Weg, so der Geschäftsführer des Fachverbandes Metall Sachsen, Wolfgang Hermann. Der richtige Weg sei der, in einer Ausgewogenheit bestimmte praktische Erfahrungen, mit den Techniken, die im Schmiedehandwerk gebraucht werden, zu erlernen. Aus diesem Grund muß das vorgestellte Modell gemeinsam tragfähig gestaltet werden, daß es in ganz Sachsen gilt. Es gehe schließlich darum, in den nächsten Jahren für die Betriebe diese Kapazität zu entwickeln, um alle Kundenwünsche erfüllen zu können.

Es folgte ein Vortrag über Denkmalsrecht von Herrn Schneider, Justitiar für Beratung und Recht des Landesamtes für Denkmalpflege Dresden.

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Sehenswertes

Der zweite Schmiedetag in Sachsen bot ein vielseitiges Programm.

Neben Fachwissen wurde auch Praxis vermittelt. Nach wie vor interessant und sehenswert –Hufbeschlag. Diesmal um so aufregender, weil das Eisen auf einem „Schmiedewagen“ aus dem Jahre 1918 bearbeitet wurde. In der Lehrwerkstatt der Schmiede zeigten die „Eisernen Männer“ etwas von ihrem Können. Unter der Hand des Meisters entstand zum Beispiel ein Drache. Andere schwingen im Takt den Schmiedehammer. Auch wie Metall mit verschiedenen Möglichkeiten vergoldet wird konnte man sehen. Interessant auch das computergestützte Konstruieren mit dem Programm StabSYS 2 – die schnelle Hilfe bei der Erstellung von Geländern, Gittern, Toren und Zäunen.

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Meisterstücke

Im Rahmen des zweiten Schmiedetages wurden auch wieder traditionell Meisterstücke der Schmiedekunst gezeigt. Geländer, Tore, Möbel und komplizierte Schlösser gehören zu den 34 Exponaten, die Meisterschüler aus dem gesamten Kammerbezirk fertigten.

Eines der wohl schönsten und interessantesten Ausstellungsstücke, die auch mit „sehr gut“ benotet wurden, ist der „Friseurarbeitsplatz“ von Stefan Clauß aus Neukirchen, bei Chemnitz. Dieser Friseurarbeitsplatz ist in Aufbau und Design individuell veränderbar und kann entsprechend den Anforderungen des Benutzers erweitert werden.

Steffen Müller aus Schwarzenberg baute ein untenlaufendes Schiebetor mit Schweifbogen, aus 25 mm und 14 mm Vierkantstahl, Flachstahl 40/10 und Hespeneisen 30/8, auf Tragrohr 80/50/4, vorwiegend in genieteten und gebundener Ausführung und weitestgehend im Stil Anfang des 20. Jahrhunderts.

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Ein Tor, in dem sämtliche Schmiedetechniken wie Absetzen, Lochen und Stauchen, enthalten sind, kommt von Peter Wilhelm aus Rothenbach. Als sehr schwierig erwies sich das Richten nach dem Vernieten. Das Verwenden von Kupfer lockert das Tor farblich auf, wobei das Hufeisen mit Pferd den Blick immer noch auf sich zieht.

Insgesamt eine gelungene Veranstaltung. Zeigt sie doch, daß auch im Zeitalter der Hochtechnologien ein lebendiger Berufszweig mit langer Tradition seine Bedeutung nicht verloren hat.

Fotos: Redaktionsbüro Groschopp

M&T Metallhandwerk 7/99

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Innungsfahne:
Arbeit ist des Bürgers Zierde – Segen ist der Mühe Preis

Das von der Schmiede-innung an die Stadt Chemnitz gestiftete Baumgitter:
hergestellt beim Schauschmieden zur Messe „Handwerk 98“ in der Stadthalle Chemnitz
Entwurf: Schmiedemeister Sieghard Uhlmann

Zuschnittteile: Schmiedemeister Gerhard Schulz
Freiformschmieden durch:

Schmiedemeister Johann Mauersberger
Metallbaumeister Mario Mauersberger
Schmiedemeister Johannes Tauscher
Schmiedemeister Heiko Colditz
Schmiedemeister Steffen Hans
Metallbaumeister Carsten Schwarze
Schlossermeister Karl-Heinz Schopbach
Schmiedemeister Bernhard Prüfer
Metallbaumeister Daniel Prüfer
Metallbaumeister Uwe Müller
Endgestaltung:
Schmiede-Metallbau Prüfer, Neukirchen
Verzinkung: Feuerverzinkerei Wiegel, Grüna, Herr Klisch
Pulverbeschichtung: Oberflächenschutz Wobek, Stollberg, Herr Drummer
Hufbeschlag nach altem Brauch
Die "Eisernen Männner" in ihrem Element

Wie ein Drache entsteht
Friseurarbeitsplatz

untenlaufendes Schiebetor
Zweiflügeliges Tor mit gespiegelter Füllung