Gabriele Groschopp

Gebr. Hunziker AG, Winterthur, Schweiz

Ein Ingenieurunternehmen - Der Umwelt verpflichtet

Die Diskussionen der letzten Wochen und Monate über erhöhte Abwasserpreise erinnern an Grundsätzliches, nicht nur an aktuelle Fehler. Planungs- und Ingenieurbüros kamen ins Gerede - so oder so. Wie ein Ingenieurunternehmen der Umwelt und damit unseren Lebensgrundlagen verpflichtet sein kann, will das folgende Beispiel zeigen.

Stationen

1963 beginnen die Brüder Erhard und Paul Hunziker, beide Bauingenieur, im schweizerischen Winterthur ihre Selbständigkeit. Während sich Erhard seinem Spezialgebiet "Abwasser sammeln, Abwasser reinigen" hinwendet, übernimmt Paul Statik-Aufträge und Straßen-Projekte. Schon 1965 erhalten sie den Auftrag für den Bau einer Abwasser-Reinigungs-Anlage, die zur Referenzanlage zahlreicher Folgeaufträge werden soll. Ab 1967 häufen sich die Aufträge und der Personalbestand wird sukszessive größer. Mit dem Bau der Abwasser-Reinigungs-Anlage (ARA) in Hohentengen wird 1972 das erstemal die Landesgrenze überschritten. Die maßgeschneiderten kreativen Lösungen und die sorgfältige Beratung und Bauleitung werden von den deutschen Gemeinden überaus geschätzt und führen so zu weiteren Aufträgen in Deutschland.

1977 vertritt eine eigene Niederlassung die Firma zunächst in Waldshut, 1978 gründet sich die Gebr. Hunziker GmbH mit ihrem heutigen Sitz in Hohentengen a. Hrh., BRD.

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Die zunehmende Verschmutzung der Umwelt und die damit steigenden Ansprüche an gereinigtes Abwasser, d.h. nicht nur die mechanische Klärung, sondern auch die biologische Reinigung der Abwässer, verbunden mit der Behandlung des anfallenden Schlammes, orientiert das Unternehmen maßgeblich auf den Bau von Abwasser-Reinigungs-Anlagen. Nach dem frühen Tod des Bruders führt Erhard Hunziker das Unternehmen allein weiter. Die verschärften Forderungen des Umwelt- und Landschaftsschutzes sorgen dafür, daß dem Unternehmen die Arbeit nicht ausgeht. 1982 umfaßt das Team bereits 21 Mitarbeiter, was u.a. auch eine Erweiterung und Sanierung des Hauptsitzes in Winterthur erfordert. Nahezu eine Krönung stellt der Auftrag für den Ausbau der ARA Hard der Stadt Winterthur für das Unternehmen dar. Der Ausbau, dimensioniert für 180 000 E + EG wird von 1987 bis 1994 realisiert, repräsentiert den neuesten Stand der Abwassertechnik und ist die Hohe Schule der Umwelt-Technologie.

1988, 25jähriges Firmenjubiläum, hat das Ingenieurbüro 28 Mitarbeiter, davon 12 Bauingenieure, einen Baumeister und fünf Auszubildende. Sechs Jahre später sind mit der Erweiterung der ARA Hohentengen bereits über 50 Kläranlagen als Neu- oder Erweiterungsbauten dem Betrieb übergeben und der Mitarbeiterstab auf 45 Personen angewachsen.

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Qualität setzt Vertrauen

Statik, das Herz der Ingenieurwissenschaft, durchzieht das Unternehmen in all seinen Bereichen. Nichts ist wichtiger als die richtige Berechnung der Dimensionen für alle tragenden Teile eines Bauwerks. So wird für jeden Auftrag, ob groß oder klein, ob Abwasser-Reinigungsanlage, Quartierplan, Brücke oder Flußlauf eine individuelle Lösung geschaffen, richtig projektiert und der Bau sorgfältig organisiert und überwacht. Dieser Grundsatz hat sich bewährt, denn nicht von ungefähr vertrauen viele Auftraggeber nach einer ersten Zusammenarbeit dem Ingenieurbüro weitere Projekte an.

Der Honorarumsatz beträgt inzwischen etwa 5 Mio DM, wovon rund 70% der Aufträge den Neu-, Aus- und Umbau von Abwasser-Reinigungs-Anlagen umfassen. Mit großem Engagement hat sich das Unternehmen dieser Aufgabe angenommen.

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In den 60er Jahren war es kaum vorstellbar, daß sich die Technologie in der Abwasser-Reinigung derart rasant entwickeln würde. Unvorstellbar war sicher auch die schnelle Zunahme der Umweltverschmutzung, besonders die Überdüngug der Gewässer, die eine dritte "chemische" Reinigungsstufe mit der Ausfällung der Phosphate erforderten. Inzwischen sind Verfahren entwickelt worden, die sämtliche Nährstoffe (C, N, P) biologisch auf ein Minimum reduzieren. Diese neuen Erkenntnisse werden den Bedingungen des Vorfluters angepaßt und in die Planungsarbeit entsprechend der örtlichen Bedürfnisse eingebracht.

Neuere Entwicklungen führen zudem in Richtung Filtration, mit der die Restbelastung des Vorfluters noch weiter verringert wird. Je mehr Verunreinigungen aus dem Wasser entfernt werden, um so komplizierter wird die Verwertung des Klärschlamms, bis hin zur Trocknung oder Verbrennung. Aber auch damit beschäftigen sich die Ingenieure des Unternehmens seit langem. Das alles erfordert hohes Fachwissen und Können, zumal Abwasser-Reinigungs-Anlagen Schlüsselfunktionen in unserem Siedlungs-Ökosystem übernehmen. Die Bevölkerung ist heute stark sensibilisiert, wenn es um Landschaftseingriffe geht und die Behörden und Fachexperten nehmen bei der Realisierung maßgeblichen Einfluß. Folglich müssen neben den eigentlichen ingenieurtechnischen Aufgaben auch noch Koordinierungsarbeiten geleistet werden, um die Vielzahl von Anforderungen und Auflagen kostengünstig unter einen Hut zu bringen.

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Denkfabrik

So bezeichnete z.B. die Ortspresse die Gebr. Hunziker AG bereits 1988. Der Bau von Abwasser-Reinigungs-Anlagen, deren Sanierung, Aus- und Umbau erfordern ganz spezielle Kenntnisse, wo der Bauingenieur neben seinen bautechnischen Kenntnissen auch um die Zusammenhänge in Physik, Chemie und Biologie wissen muß.

Dabei liefern Wissenschaft und Forschung die Grundlagen für die Entwicklung neuer Verfahren. Doch die Lebensvorgänge rund um das Abwasser sind zu komplex und wechselnd, so daß nur die Erfahrung in der Praxis beweisen kann, was ein Verfahren oder eine Konstruktion wirklich wert sind. Die Ingenieure der Gebr. Hunziker AG haben diese Entwicklung "live" erlebt und zum Teil mitgestaltet. Diese Erfahrung macht es den "Modeströmungen", die es auch in der Abwassertechnik gibt, unmöglich, in diesem Ingenieurbüro Fuß zu fassen. Hier kann man sehr genau die Spreu vom Weizen trennen. Aber auch diese Erfahrungen müssen erarbeitet werden. Will man immer vorn mit dabei sein, reicht nicht nur der Einsatz modernster technischer Hilfsmittel (CAD, Computernetzwerk etc.): Weiterbildung ist dann ein ständiges Muß. Neben dem regelmäßigen Besuch von Tagungen, Kursen und Hochschulveranstaltungen findet alle drei Jahre ein firmeneigenes Seminar statt. Daran nehmen ausnahmslos alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teil. An mehreren Tagen haben die Ingenieure Gelegenheit, sich mit neuen Verfahren und internen praktischen Erfahrungen auseinanderzusetzen. Anschließende Diskussionen und Brainstornings lassen Stärken und Schwächen erkennen, die, gemeinsam ausgewertet, wiederum motivierend wirken. Interessant sind Fragen, die sich mit der Zukunft des Unternehmens beschäftigen, im positiven wie negativen Sinn, z.B. wenn der weitere Ausbau von Kläranlagen aus verschiedenen Gründen zum Erliegen kommt oder die Auftragslage sinkt etc. Ein work- shop, in dem die Mitarbeiter die Gelegenheit haben, die neuesten Kenntnisse der Theorie und Praxis in die Modelltat umzusetzen, macht nicht nur Spaß, sondern zeigt viel Kreativität und setzt Kräfte für die Zukunft frei.

Im Seminar 1994 wurde das Konzept "Hunziker 2001" ausgearbeitet. Ziel ist dabei die künftige Orientierung der Ingenieure des Unternehmens auf die Werterhaltung bestehender Bausubstanz, Nachrüstung, Sanierung und Optimierung. Hierbei sollen Problemlösungen angeboten werden, die interdisziplinäres Arbeiten und ganzheitliches Denken in den Vordergrund rücken, bis hin zum Einsatz als Generalunternehmer. Weiterhin sollen vermehrt treuhänderische Funktionen für Kommunen und Zweckverbände übernommen werden.

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Stolz auf Erreichtes

Aufgrund eines umfassenden Know How in allen Bereichen des kommunalen Tiefbaus ist die Gebr. Hunziker AG in der Lage, ihre Auftraggeber optimal zu beraten. In mehr als 30 Jahren ist es dem Unternehmen gelungen, sich auf den den Gebieten Straßenbau, Wasserbau und Abwasserreinigung gute Referenzen zu schaffen. Fix und fertige "Schubladen-Projekte" gibt es hier nicht. Jeder Auftrag wird individuell analysiert. Die neuesten Erkenntnisse der Bau- und Verfahrenstechnik fließen in die Projektierung ein, wenn sie sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar sind. Nicht immer ist das Neueste auch das Beste. Die Projektierung entwickelt mehrere Varianten, die mit dem Auftraggeber und Fachkollegen besprochen werden.

Besonders spezialisiert ist das Unternehmen auf kostensparende sowie maßgeschneiderte Sanierungen, Modernisierungen, Aus- und Umbauten von bestehenden Kläranlagen.

Die bisher von der Gebr. Hunziker AG realisierten Anlagen funktionieren Jahrzehnte ohne wenn und aber. Der enge Kontakt mit dem Auftraggeber gibt beiden Seiten Vetrauen und Sicherheit. Es wird großer Wert auf eine gute Bauleitung gelegt, d.h., eine hohe, persönliche Präsenz auf den Baustellen und ständige Gesprächsbereitschaft mit Bauherrn, ausführenden Unternehmern, beratenden Fachleuten etc.

Diese, über Jahrzehnte verwirklichten Arbeitsprinzipien, haben dazu beigetragen, daß sich die Gebr. Hunziker AG mit all ihren Niederlassungen zu einem bedeutenden Ingenieurunternehmen in der Ostschweiz und in Süddeutschland entwickeln konnte.

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ARA Winterthur:

Ausbau 1986 bis 1994

für 57.600 m3/d (TW)

mit Flockenfil-tration und Schlamm-verbrennung

Gruppenbild Firmen Gebrüder Hunziker AG und GmbH

(zweite Reihe, 3. von li: Erhard Hunziker, Geschäftsinhaber der Gebr. Hunziker AG in Winterthur; 2. von li: Erich Zobrist, Geschäftsführer der Gebr. Hun-ziker GmbH in Hohentengen a.

Bruttoumsatz 1994 etwa

5 Mio DM getrennt nach Abteilungen